4dimensionale Kirchturmpolitik

Heimo Ranzenbacher

Wir werden immer wieder gefragt, was das sei - Liquid Music.
Ich gestehe, ich verstehe die Frage noch immer nicht. Niemand fragt danach, was eine Ausstellung - etwa von Aquarellen in einer Bank - sei*.

Liquid verweist auf einen theoretischen Begriff im Diskurs der Medienkunst und bezeichnet das Ineinanderfließen voneinander unabhängiger Handlungen und "Realitätsebenen". Music steht für eine stark an Akustik orientierte Organisation, die jedoch auch abseits konzertanter Aufführungen im Sinne eines "beziehenden Denkens" (d. h. ohne weiteres auch tonlos) zur Darstellung kommen kann. Liquid Music ist für das "Projekt Medienkunst in Judenburg" schlicht ein Name, bei dem ein paar Erwägungen mehr im Spiel sind als bei "Judenburger Sommer"** oder "steirischer herbst"***. Das Interesse - wenn es denn Interesse ist, dem die Frage entspringt  - an den Überlegungen, die für ein "Projekt Medienkunst in Judenburg" tatsächlich maßgeblich wären, ist hingegen weniger stark ausgeprägt.

Bilder lesen

Martin Breindl

Texte erfasst man, von wenigen Ausnahmen abgesehen, geradlinig und richtungsgebunden. Der Blick folgt dem Zeilenverlauf ohne auszuscheren, von links nach rechts etwa, oder auch umgekehrt von rechts nach links, oder oben nach unten, je nachdem in welcher Schriftkultur man sich gerade bewegt. Am Zeilenende springt er zurück zum Beginn der nächsten Zeile, um die selbe Bewegung zu wiederholen. Dieses rhythmisierte immergleiche lineare Fortlaufen des Blicks würden BeobachterInnen wahrscheinlich als „Lesen“ bezeichnen.

Das Verhältnis von (Foto)Kunst und Öffentlichkeit im Stenogramm

Werner Fenz

Das 20. Jahrhundert ist – vor allem seit Mitte der 60er – nicht sosehr durch verschiedene Stilrichtungen und Strömungen charakterisiert, als vielmehr durch unterschiedliche Paradigmenwechsel.

Gegen die Trägheit des Auges

Lampalzer Oppermann

Wir arbeiten seit 1992 als Künstlerpaar zusammen. Einer der wichtigsten Bereiche ist dabei die Fotoserie, weil wir darin viele Elemente aus unserer bisherigen künstlerischen Arbeit (OPPERMANN: Film, kinetische Objekte / LAMPALZER: Kunstvideo, Videoinstallation) aufnehmen und weiterentwickeln können. Unsere fotografische aber auch filmische Arbeit bewegt sich im Bereich der Inszenierung und/oder Komposition. Die Themen sind dabei oft biografischen Ursprungs, sei es in Form von Erlebtem oder Gesehenem, sei es in Form von Fundstücken aus Wissenschaft, Kultur, Medien.

Räume des Selbst

Astrid Peterle/Karin Mack

Karin Macks Fotografien führen uns in Räume des Selbst. Diese Räume erschließen sich nicht nur in ihren Selbstbildnissen, sondern auch in den Landschaftsbildern, also jenen Fotografien, in denen der Bezug zum Selbst nicht zwangsläufig durch das abgebildete Sujet gegeben ist. Zwar umfangen diese Bildräume oft das Selbst der Künstlerin, wie etwa im Fall der zahlreichen Selbstporträts; doch gerade die Landschaftsausschnitte laden die BetrachterInnen dazu ein, ihr eigenes Archiv von Sinneserfahrungen zu öffnen. Die Räume des Selbst in Macks Œuvre sind breit gefächert: das Selbst im Privaten, das Selbst als Bühne für Dekonstruktionen gesellschaftlicher Rollenzuschreibungen, das Selbst als Spiegelung im Raum, das Selbst als Schatten in der Natur.

Wie Parallelen

Martin Breindl

Parallelen sind zwei Geraden, die in einer Ebene liegen und nichts miteinander zu tun haben wollen, einander in keinem Punkt berühren. Jedoch, so sagt uns die Geometrie, schneiden auch sie sich – aber erst in der Unendlichkeit.

Wie und warum?

Peter Tscherkassky

Die von mir so bezeichnete „CinemaScope“-Trilogie setzt sich aus den Filmen „L’Arrivée“ (1997/98), „Outer Space“ (1999) und „Dream Work“ (2001) zusammen. Bei diesen drei Arbeiten handelt es sich um sogenannte Found Footage Filme: Sie bedienen sich fremden, „gefundenen“ Materials. Im Fall von „L’Arrivée“ sind dies einige wenige Einstellungen aus „Mayerling“ (GB 1969; Regie: Terence Young); die beiden jüngeren Filme basieren auf dem Thriller „The Entity“ (USA 1983; Regie Sidney J. Fury).